12. März 2025

Abschied von Walter Später

Als Puppenspieler und Bauchredner, natürlich mit Hund Flocki. ©DIAF/Hanna Fürst
Als Puppenspieler und Bauchredner, natürlich mit Hund Flocki. ©DIAF/Hanna Fürst
Krawall im Stall, Walter Später, DDR 1961. ©DEFA-Stiftung/Wolfgang Bergner

Krawall im Stall, Walter Später, DDR 1961. ©DEFA-Stiftung/Wolfgang Bergner

Wenn einer fast ein Jahrhundert auf dieser Erde wandelt, dann hat er vieles erlebt, aber nur wenige hinterlassen so viele Spuren wie Walter Später. Geboren am 18. September 1925, muss er noch in den Krieg ziehen und zwei Jahre Gefangenschaft ertragen. Dort beginnt seine künstlerische Arbeit, die ihn zum Studium der Gebrauchsgrafik am Institut für künstlerische Werkgestaltung Burg Giebichenstein in Halle (Saale) führt. Hier entsteht seine Zuneigung zum Puppenspiel, die sein weiteres Leben bestimmt. Nach kurzer Tätigkeit als Grafiker, angestellt beim Konsum in Halle, erlangt er den Berufsausweis als Bühnenkünstler in den Fächern Pantomime und Bauchredner. Es folgen erste Auftritte mit einer Handpuppe, dem Hündchen Strubbi, die er als Gespräch gestaltet und nie aufgegeben hat. 1954 gründet er das Städtische Puppentheater Halle mit, wirkt als Puppenspieler mit und übernimmt später die Leitung.

Walter Später als Nikolaus vor den "DEFA-Kindern", Anfang der 1970er Jahre. ©DIAF

Walter Später als Nikolaus vor den “DEFA-Kindern”, Anfang der 1970er Jahre. ©DIAF

1956 lernen wir uns kennen. Er besucht die Sparte Puppenspiel des Kulturbundes in Dresden und gibt eine kleine Vorstellung mit seiner Puppe Strubbi. Von da an bleiben wir in Kontakt, bis wir im DEFA-Studio für Trickfilme Kollegen werden. Zufällig beginnen wir dort beide 1958. Er als Handpuppenspieler, ich als Puppenführer-Assistent. Fortan wirkt er in der Abteilung Handpuppe bei verschiedenen Regisseuren an rund drei Dutzend Filmen mit. 1960 führt er erstmals Regie und inszeniert den kleinen satirischen Handpuppen-Film Krawall im Stall.

Spiel mit Lehm (7) – Hokuskadabra, Walter Später, DDR 1988. ©DEFA-Stiftung/Wolfgang Bergner

Spiel mit Lehm (7) – Hokuskadabra, Walter Später, DDR 1988. ©DEFA-Stiftung/Wolfgang Bergner

Anfang der 1970er Jahre wechselt er zum Puppentrick, erlernt die Einzelbildanimation und bleibt dieser Gestaltungsweise treu bis zum Ende des Studios. Er gestaltet die Serien Plastel und Linchen für den Fernsehfunk (28 Folgen), dann Die Dudeldicks (39 Folgen) und Spiel mit Lehm (7 Folgen). Walter Später ist der einzige im Studio, der seine Figuren sowohl mit Plastilin als auch mit Lehmerde entstehen lässt, sie formt und verändert. Eine Gestaltungsweise, die noch heute im digitalen Zeitalter Bestand hat.

Am 22. Februar 2025 ist Walter Später eingeschlafen.

Jörg Herrmann